NOS – New Old Stock
Wir Oldtimerfreunde schwören ja oft auf „neue“ Ersatzteile aus altem Lagerbestand und freuen uns sehr, wenn uns solche Teile, oft noch in Originalverpackung, in die Hände fallen.
Beworben werden diese Ersatzteile als NOS-Teile (New Old Stock).
Aber auch diese Teile können ihre Tücken bergen und sollten nicht ohne eine gründliche Sichtung verbaut werden.
Hier ein kurzer Bericht über NOS-Bremszylinder.
Da die Oldtimermärkte in Corona-Zeiten nur noch sehr spärlich stattfinden, ging ich im Internet auf Ersatzteil-Jagd. Hierbei erstand ich einen NOS-Radbremszylinder und einen NOS-Hauptbremszylinder. Diese Ersatzteile machten von außen einen ordentlichen Eindruck und waren auch gangbar. Die Verschluss-Stopfen waren größtenteils noch montiert. Allerdings weiß man ja nicht wie die Teile in den Vergangen Jahren gelagert wurden. In Lagerhallen, Garagen oder Geräteschuppen ist es oft feucht und durch Temperaturschwankungen kann sich z.B. Kondenswasser bilden.
Ich entschloss mich die Teile zu zerlegen um einen Blick ins Innere zu werfen und das war auch gut so!
An den Gummi-Manschetten fand ich Rostspuren. Also reinigte ich die Zylinder innen mit etwas Bremsflüssigkeit und nun konnte ich beim Radbremszylinder deutlich Riefen bzw. kleine Rostnarben sehen. Dieses NOS-Teil ist für einen sicheren Betrieb wohl nicht mehr geeignet. Beim Hauptbremszylinder sah es besser aus, dieser konnte gerettet werden.
Das Problem bei älteren Bremsenteilen ist, dass die Hersteller wohl früher die Zylinder teilweise mit Bremsflüssigkeit „konserviert“ haben. Bremsflüssigkeit zieht aber, wenn sie älter wird, Feuchtigkeit an.
Wenn die NOS-Teile, über mehrere Jahre, an einem unbeheizten Lagerplatz lagen, kann sich an der Zylinder-Innenseite Rost bilden! Das führt dazu, dass die einst glatte Lauffläche Unebenheiten bekommt. Wenn die Gummi-Manschetten nun über diese Riefen gleiten, ist das fast so, als ob sie über eine Feile oder Schmirgelpapier gezogen werden.
Die Folge ist dann nach kurzer Zeit die Undichtigkeit des Bremszylinders, was bei einem Einkreis-Bremssystem dann sogar zum Totalausfall der Bremse führen kann!
Deswegen würde ich persönlich keine NOS Teile verbauen, die ich nicht vorher zerlegt, gesichtet, gereinigt, geschmiert und überholt habe. Es ist immer eine Einzelfall-Entscheidung, welche NOS-Teile noch zu retten sind und verwendet werden können. Im Zweifel die Teile lieber nicht verwenden oder sich Rat bei einem Fachbetrieb holen. Bei sicherheitsrelevanten Teilen sollte man wohl besser abwägen ob es unbedingt ein Orignal Teil sein muss oder nicht doch ein Ersatzteil aus laufender Produktion eines Markenherstellers verwendet werden kann.
Bei Bremsen-Teilen nie Öl als Schmiermittel verwenden, da das Öl die Gummiteile zersetzen oder sonstwie beschädigen kann und es sich außerdem auch nicht mit der Bremsflüssigkeit verträgt. Am besten verwendet man zur Schmierung der einzelnen Bauteile eine spezielle Bremszylinder-Paste.
Aber auch andere NOS-Teile, wie z.B. Vergaser oder Benzinpumpen sollten nicht ohne Sichtung des Innenlebens verbaut werden. Oft sind hier die Dichtungen oder Membranen über die Jahre ausgehärtet, gerissen oder sogar zerfallen. Messingteile können Grünspan angesetzt haben, welcher sich dann im Betrieb lösen könnte und etwas verstopft.
Merke: NOS = NIE OHNE SICHTUNG
von Dirk Seelos | Stand: 25.12.2021 | Keine Haftung bei Schäden | Unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung